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Warum finden gerade Frauen das Kamasutra so interessant?

Von Leon, Redaktion von YOga Knigge

Eine gewagte Frage – eine steile These. Ich weiß.

Das Kamasutra finden weltweit Menschen jeden Geschlechts spannend, klar. Nach meiner persönlichen Erfahrung beschäftigen sich Frauen allerdings deutlich häufiger und intensiver mit dem Text als Männer.

Warum ist das so – falls dem überhaupt so sein sollte? 
Die folgenden Gedanken haben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern sind eher eine persönliche, anekdotische Evidenz.

Kamasutra Frau
Finden Frauen das Kamasutra tatsächlich interessanter als Männer?

Kurz vorweg:

Was ist das Kamasutra?

Das Kamasutra ist ein altes indisches Textwerk, das sich mit verschiedenen Aspekten von Liebe, Beziehungen und Sexualität befasst. Es wurde ursprünglich im 2. Jahrhundert von Vatsyayana Mallanaga verfasst und ist eines der bekanntesten Werke der indischen Literatur. 

Das Kamasutra behandelt eine breite Palette von Themen, darunter sexuelle Techniken, Beziehungen, Erotik, Liebe, Ehe und menschliche Natur.

Das Werk ist in sieben Bücher unterteilt, die verschiedene Aspekte der menschlichen Sexualität und der zwischenmenschlichen Beziehungen behandeln. Einige der Themen, die im Kamasutra behandelt werden, sind:

Sexuelle Positionen

Stellungen aus dem Kamasutra
Das Kamasutra wird in westlichen Kulturen in erster Linie mit sexuellen Stellungen verbunden.

Das Kamasutra ist bekannt für seine ausführliche Darstellung verschiedener sexueller Positionen und Techniken, um die sexuelle Erfahrung zu bereichern.

Beziehungen

Es befasst sich mit der Wahl eines geeigneten Partners, den Pflichten in der Ehe, der Rolle der Frau und des Mannes in einer Beziehung und wie Konflikte gelöst werden können.

Erotik und Liebe

Das Kamasutra diskutiert die verschiedenen Arten der Liebe und beschreibt, wie man erotische Anziehung und Leidenschaft in einer Beziehung aufrechterhalten kann.

Moral und Ethik

Es betont die Bedeutung von Moral und Ethik in sexuellen Beziehungen und drängt auf Respekt und gegenseitiges Einvernehmen.

Obwohl das Kamasutra weithin mit sexuellen Inhalten in Verbindung gebracht wird, behandelt es auch spirituelle und philosophische Aspekte der menschlichen Natur und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Es wird oft als Leitfaden für ein erfülltes Leben und eine erfüllte Partnerschaft betrachtet. (An dieser Stelle kommen mir meine Lieblings-Karma-Sprüche in den Sinn.)



Männer vs. Frauen: Gibt es ein unterschiedliches Interesse am Kamasutra?

Das Kamasutra richtet sich nicht an bestimmte Personengruppen oder gar ein bestimmtes Geschlecht. Dennoch habe ich den Eindruck, dass der Text besonders von Frauen verinnerlicht wird.

Falls dem so sein sollte: Warum ist das so?

Sexuelle Bildung

Das Kamasutra bietet eine umfassende Anleitung zur sexuellen Technik, zur Verbesserung der Intimität und zur sexuellen Bildung. Frauen wie Männer können von diesem Wissen profitieren, um eine erfülltere Sexualität zu erleben.

Bilder aus dem Kamasutra

Ein möglicher Unterschied bzgl. des (angenommenen) unterschiedlichen Interesses am Text könnte sein, dass Männer grundsätzlich weniger Interesse an sexueller Bildung haben. Der Sexualtrieb ist anders aufgebaut und in der Ausprägung ein anderer (zumindest auf die Gesamtheit aller Männer und Frauen bezogen). Womöglich spielt hier auch der im Vergleich deutlich höhere Konsum von pornografischem Material eine Rolle. Ich halte es für denkbar, dass es nicht wenige Männer gibt, die Porno-Inhalte als dermaßen erfüllend empfinden, dass das Gefühl entsteht, es gäbe keine oder nur geringe Wissenslücken im Bereich der Sexualität.

Vielfalt und Abwechslung

Das Kamasutra enthält eine Fülle von sexuellen Positionen und Techniken, die die Vielfalt und Abwechslung im Schlafzimmer fördern können. Viele Menschen finden dies spannend und bereichernd für ihr Sexualleben.

Dieser Punkt spricht nach meiner Erfahrung eher dafür, dass die Männer ein gesteigertes Interesse am Kamasutra haben sollten. Denn während Frauen (nach meinem Empfinden – ich kann es nicht häufig genug sagen) zu einem nicht unerheblichen Teil auch aufgrund emotionaler Aspekte schöne sexuelle Erlebnisse erfahren, sind Männer hier häufig (auch) visuell stark geprägt. Wechselnde Positionen und Techniken würde ich demnach zumindest zu einem kleinen Teil eher als Wichtig für die Männer einordnen. Was natürlich keineswegs bedeuten soll, dass Frauen dieses nicht wünschen und zu schätzen wissen. Als “Punkt für die Frauen”, wenn es um das Interesse am Kamasutra geht, würde ich diesen Punkt allerdings nicht verordnen.

Kommunikation und Intimität

Stellung des Kamasutra

Das Kamasutra betont die Bedeutung von Kommunikation, Vertrauen und Intimität in einer sexuellen Beziehung. Diese Aspekte sind für viele Frauen und ihre Partner*innen wichtig.

Ein klarer Punkt für die Frauen, meine ich. (Dass dieser Text an dieser Stelle zu einem kleinen Geschlechter-Wettstreit ausartet, sei dem Text und mir bitte verziehen. Sexualität sollte niemals ein Wettstreit sein, zumindest nicht die gelebte Sexualität. In diesem Kontext macht das Gegenüberstellen für mich allerdings Sinn.)

Selbstbewusstsein und Körperakzeptanz

Die Texte des Kamasutra können dazu beitragen, das Selbstbewusstsein und die Körperakzeptanz zu steigern, da sie die Idee vermitteln, dass sexuelle Zufriedenheit nicht nur von äußeren Merkmalen abhängt, sondern von emotionaler und intellektueller Verbindung.

Ein Pari, würde ich meinen. Selbstbewusstsein und Körperaktzeptanz suchen wohl Menschen sämtlicher Geschlechter.

Kulturelles Interesse

Das Kamasutra ist ein wichtiger Bestandteil der indischen Kultur und Geschichte. 

Und auch hier ein Pari. Frauen wie Männer dürften sich gleichermaßen für die gewaltige und hochinteressante Kultur Indiens interessieren. Man denke nur an den spannenden Ursprung von Yoga.

Bitte beachte, dass die Interpretation und Nutzung des Kamasutra von Person zu Person variieren kann. Einige können es als eine inspirierende Quelle für sexuelle Erkundungen sehen, während andere es eher als historisches oder kulturelles Dokument betrachten. Letztendlich hängt das Interesse einer Person am Kamasutra von ihren persönlichen Interessen, Bedürfnissen und Werten ab.



Hat das Kamasutra etwas mit Spiritualität zutun?

Ja, das Kamasutra hat durchaus eine Verbindung zur Spiritualität. Obwohl es oft mit sexuellen Positionen und Techniken assoziiert wird, ist das Kamasutra in Wirklichkeit ein viel breiteres Werk, das sich mit verschiedenen Aspekten des Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen befasst. Es ist ein Teil der indischen literarischen Tradition.

Die Spiritualität im Kamasutra manifestiert sich in verschiedenen Formen:

Ethik und Moral

Das Kamasutra enthält Abschnitte, die sich mit ethischen und moralischen Aspekten von Beziehungen und Sexualität befassen. Es betont die Bedeutung von Ehrlichkeit, Vertrauen und Respekt in Beziehungen, was spirituelle Werte widerspiegelt.

Tantra

Das Kamasutra enthält auch Elemente des Tantra, einer spirituellen Tradition, die sich auf die Erweiterung des Bewusstseins und die Verbindung von Körper und Geist konzentriert. Tantra umfasst oft sexuelle Aspekte, die in spirituellen Kontexten verwendet werden, um Erleuchtung und höheres Bewusstsein anzustreben.

Bindung und Hingabe

Einige Abschnitte des Kamasutra betonen die Bedeutung von Liebe, Hingabe und Bindung zwischen Partnern. Diese Konzepte sind in vielen spirituellen Traditionen wichtig.

Ganzheitliches Wohlbefinden

Das Kamasutra sieht das sexuelle Wohlbefinden als Teil des ganzheitlichen Wohlbefindens und betont die Wichtigkeit von körperlicher Gesundheit, geistiger Klarheit und emotionaler Erfüllung.

Das Kamasutra kann daher als ein Werk betrachtet werden, das versucht, eine umfassende Sicht auf das Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu vermitteln, bei der Sexualität und Spiritualität miteinander verbunden sind. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Interpretation des Kamasutra und seine spirituelle Bedeutung von Person zu Person variieren können. Einige können es mehr aus spirituellen Gründen lesen, während andere es in erster Linie für seine sexuellen Inhalte konsultieren.


ÜBER DEN AUTOR

Erst über Umwege fand Leon, Betreiber dieses kleinen Yoga-Blogs, zum Yoga: Gesundheitliche Probleme zwangen zu einer Umstellung der Ernährung sowie zu mehr Achtsamkeit mit dem Körper – ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte.