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Wie sieht Nackt-Yoga aus?

Vorweg: Nackt-Yoga hat nichts mit Sex zu tun. Es geht vielmehr um Freiheit, um das Fühlen und den Einklang mit dem eigenen Körper – in gewissem Sinne mit der Natur. Beweglichkeit und Energiefluss werden beim hüllenlosen Yoga nicht durch Stoffe oder Bündchen gehemmt.

Nackte beim Yoga

Nacktes Yoga (Sanskrit [altindische Sprache]: Nagna Yoga oder Vivastra Yoga) ist die Praxis des Yoga ohne Kleidung.

Der Grundgedanke, der dahinter steckt: Menschen haben die Tendenz, sich hinter ihrer Kleidung zu verstecken. Wird die Kleidung beiseite gelegt, gelingt es viel eher, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Beim Yoga ist dieses häufig: das wahre Sein von Körper und Geist – wie auch immer das bei jedem einzelnen Menschen aussehen mag.

Die Sitzhaltung

Die Sitzhaltung

Die Baumhaltung

Die Baumhaltung

Herabschauender Hund

Herabschauender Hund

Die Kindhaltung

Die Kindhaltung

Die Vorwärtsbeuge

Die Vorwärtsbeuge

Der Pflug

Der Pflug

Kranich-Pose

Die Kranich-Poste

Die Planke

Die Planke

Nackt-Yoga gibt es bereits seit der Antike als spirituelle Praxis und wird bereits im Bhagavata Purana des 7. bis 10. Jahrhunderts und vom altgriechischen Geographen Strabo erwähnt. Im 21. Jahrhundert gewinnt die Praxis insbesondere in westlichen Gesellschaften an Popularität, die mit sozialer Nacktheit vertrauter sind.

6 gute Gründe für Nackt-Yoga / nude yoga

  • Ohne Kleidung Yoga zu betreiben, ist ein Gefühl, das du womöglich so noch nicht kennst. Nackt-Yoga bietet dir eine neue Erfahrung, die aufregend ist und Spaß macht. Lass‘ die Yoga-Kleidung also im Schrank und probiere es aus.
  • Yoga an sich entspannt – Nackt-Yoga (im Engl.: nude yoga) bedeutet anfangs auch etwas Überwindung: Mit Nackt-Yoga lernst du, mit Ängsten umzugehen.
  • Für den Mut, dich zu überwinden, wirst du belohnt: Lässt du dich auf Nackt-Yoga ein, steigerst du dein Selbstwertgefühl und lernst dich so anzunehmen wie du bist – sowohl körperlich als auch seelisch.
  • Sich unbekleidet körperlich zu betätigen, womöglich auch zu verausgaben, rüttelt an den Konventionen, die wir von klein auf gelernt haben: Nacktes Yoga ermutigt dich, auch einmal ungewöhnliche Wege zu gehen.
  • Auch wenn Nackt-Yoga nichts mit Sex zu tun hat, kann es Einfluss auf deine Sexualität haben – wenn du es denn möchtest und zulässt. Nackt-Yoga steigert deine Lust am Körperlichen und aktiviert deine Libido.
  • Die Lust, etwas Neues auszuprobieren und zu erleben, spornt dich an: Mit Nackt-Yoga steigerst du deine Kreativität.


Wo kann man Nackt-Yoga praktizieren?

Nackt-Yoga-Kurse gibt es mittlerweile in mehreren Yoga-Studios in ganz Deutschland, nicht nur in den Ballungsräumen. Da die Anzahl der Anhänger Nackt-Yoga überschaubar ist, sind die Kurse häufig gemischt. Männer und Frauen nehmen also gemeinsam an einer Unterrichtsstunde teil. 

Wer das nicht möchte oder grundsätzlich Yoga lieber von zu Hause praktiziert, hat z. B. die Wahl zwischen zahlreichen Online-Kursen, bei denen die Schüler den Anleitungen des Yoga-Lehrers am heimischen Computermonitor oder Smartphone verfolgen. Natürlich ist es auch möglich, die bereits bekannten Yoga-Übungen einfach ohne Anleitung zu Hause unbekleidet durchzuführen.



Kleiderlose Frauen und Männer – spirituelle Nacktheit

Nackter Mann beim Yoga

Mehr als nur kleiderlose Frauen und Männer: Die Praxis der spirituellen Nacktheit ist unter Digambara Jains, Aghori Sadhus und anderen asketischen Gruppen in den dharmischen Religionen üblich. Der Orden der Naga Sadhus, der bei den Prozessionen und dem Baderitual am Kumbh Mela auffällt, verwendet Nacktheit als Teil seiner spirituellen Entsagungspraxis.

Ein kleiner Ausflug in die Geschichte

Erste schriftliche Erwähnungen zum Nackt-Yoga sind über 1.000 Jahre alt. Der Weg zum heutigen nackten Yoga ist also weit. (Hauptquelle für die folgenden Abschnitte: die frei editierbare englischsprachige Wikipedia-Ausgabe – alle Angaben entsprechend ohne Gewähr.)

Antike

Yoga wird seit der Antike auch nackt praktiziert. Im Bhagavata Purana (geschrieben um 800 – 1000 n. Chr.) heißt es:

Eine Person in der aufgegebenen Lebensordnung mag versuchen, sogar ein Kleid zu vermeiden, um sich zu bedecken. Wenn er überhaupt etwas trägt, sollte es nur ein Lendenschurz sein, und wenn es nicht notwendig ist, sollte ein sannyāsī nicht einmal ein daṇḍa annehmen. Ein Sannyāsī sollte es vermeiden, etwas anderes als ein Daṇḍa und ein Kamaṇḍalu zu tragen.

Śrīmad Bhāgavatam 7.13.2 Bhaktivedanta VedaBase (Quelle)

Alexander der Große erreichte Indien im 4. Jahrhundert. Zusammen mit seiner Armee nahm er griechische Akademiker mit, die später Texte über Geographie, Menschen und Bräuche verfassten, die sie sahen. Einer von Alexanders Gefährten war Onesicritus, zitiert in Buch 15, Abschnitte 63-65 von Strabo, der die Yogis Indiens beschrieb. Onesicritus behauptete, die indischen Yogis hätten Unnahbarkeit und „unterschiedliche Körperhaltungen – Stehen oder Sitzen oder Liegen nackt – und bewegungslos“ praktiziert.



Frühes 20. Jahrhundert

Modernes Nackt-Yoga wurde in Deutschland und der Schweiz durch eine Bewegung namens Lebensreform praktiziert. Die Bewegung hatte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Yoga im Zusammenhang mit Nacktheit im Fokus.

Im frühen 20. Jahrhundert wurde der Begriff Gymnosophie von mehreren Gruppen verwendet, die Nacktheit, Askese und Meditation praktizierten. Die Yoga-Expertin Blanche de Vries verband die Popularität des orientalischen Tanzes mit Yoga. 1914 wurde ihr die Leitung einer Yogaschule für Frauen in New York City übertragen. Fünf Jahre später eröffnete sie ein Institut für Frauen und unterrichtete Yoga-Gymnosophie – ein Name, der die Verschmelzung von Yoga und Nudismus vermittelt. Sie unterrichtete bis 1982.

Marguerite Agniel, Autorin des Buches The Art of the Body: Rhythmic Exercise for Health and Beauty von 1931, schrieb einen Artikel mit dem Titel „The Mental Element in Our Physical Well-Being“ für The Nudist, eine amerikanische Zeitschrift, 1938. Der Artikel war bebildert mit nackten Frauen, die Yoga praktizierten, begleitet von einem Text über die Aufmerksamkeit für den Atem. Die Sozialhistorikerin Sarah Schrank kommentiert, dass es zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung des Yoga in Amerika absolut sinnvoll war, Nudismus und Yoga zu kombinieren, da „beide Übungen für ein gesundes Leben waren; beide waren gegenkulturell und unkonventionell; beide betonten den Körper; und beide waren es sinnlich, ohne explizit erotisch zu sein.“

Die 1960er Jahre

Im Westen wurde die nackte Yoga-Praxis seit den 1960er Jahren in die Hippie-Bewegung und in fortschrittliche Einrichtungen für das Wohlbefinden integriert, wie z. B. im Esalen Institute in Kalifornien und in der FKK-Kolonie Elysium im Topanga Canyon, Los Angeles.



Nacktes Yoga heute

Yoga ohne Kleidung wurde in den westlichen Gesellschaften erst so richtig bekannt durch die US-Amerikanerin Isis Phoenix. In New York eröffnete sie eines der ersten ausgewiesenen Nackt-Yoga-Studios. Der Trend schwappte schnell auch in andere US-Metropolen über, wohl nicht zuletzt, da New York seit jeher als Trendsetter in vielen Lebensbereichen gilt. Die Besucher des Studios kamen mitunter auch von außerhalb und nahmen ihre Erkenntnisse zurück mit nach Hause, wo sie z. T. eigene Studios eröffneten – was wiederum dazu beitrug, dass weitere Yogis Gefallen am nackten Yoga fanden und diese Yoga-Art ihrerseits weiter trugen.

Was hat nacktes Yoga mit Sex zutun?

Nackt-Yoga hat im Grunde nichts mit Sex zu tun. Gerade Anfänger können sich mitunter allerdings kaum gegen sexuelle Gedanken bei den ersten Yoga-Einheiten wehren. Das ist völlig normal, auch wenn dieses unbeabsichtigt und zu einem gewissen Grad unkontrolliert geschieht. 

Gedanken an Sex beim nacktem Yoga sind zurückzuführen auf Aufregung und Anspannung, die aufgrund der neuen Situation entsteht und sich oft erst mit der Zeit, durch Gewohnheit legen. Einige Menschen erleben ihren eigenen Körper häufig nur unbekleidet bei der Körperpflege oder eben bei der Sexualität. Und so aufregend wie eine erste Nackt-Yoga-Stunde ist eben eher der Sex als die Körperpflege. Sexuel aufgeladene Gedanken beim Yoga im Adamskostüm sind also verständlich und keineswegs Grund für Scham. 



Nacktes Yoga häufig nur in gemischten Gruppen

In Deutschland wird Nackt-Yoga in erster Linie von Männern betrieben – zumindest, wenn man die Aussagen der Nackt-Yoga-Lehrer zugrunde legt. Im privaten Umfeld gibt es womöglich auch mehrere Frauen, die ohne Kleidung Yoga betreiben. In den Kursen mit mehrere Personen gibt es allerdings ein deutliches Übergewicht bei den Männern. Die Furcht, mit männlichen Kursteilnehmern zusammenzusein, die heimlich nicht nur Yoga im Kopf haben, scheint weit verbreitet.

Nackt-Yoga zunächst von Schwulen-Community geprägt 

Mann macht Nackt-Yoga am Meer

Seit 2001 unterrichtet Aaron Star, Inhaber von Hot Nude Yoga, in New York nacktes Yoga nur für Männer. Sein Stil kombiniert Elemente von Ashtanga, Kundalini und Contact Yoga mit Elementen von Tantra. Aufgrund des Erfolgs von Hot Nude Yoga wurden auf der ganzen Welt – von London und Madrid über Moskau bis nach Sydney – reine Männer-Nackt-Yoga-Gruppen gegründet, die oft mit der Schwulengemeinschaft in Verbindung gebracht wurden. 

Heutzutage gibt es auch spezielle Nackt-Yoga-Clubs für Homosexuelle, die keine einfachen Yoga-Kurse sind, sondern Gemeinschaften, um sich fit zu halten und Sexualität zu teilen. Star sagt, dass seine Praxis Männern in Städten eine Möglichkeit bietet, Nähe und Intimität auszudrücken, ohne Sex zu haben.

Große Bekannt- und Beliebtheit erfreut sich auch das Bold and Naked Studio von Joschi Schwartz und Monika Werner in New York. Es bietet Kurse in Tantramassage sowie Nackt-Yoga nur für Männer an.



Im Film

Nackt-Yoga kommt immer wieder in Filmen vor, vorrangig in Filmen der 1960er- und frühen 1970er-Jahren, der Hochphase der Hippie-Bewegung in den USA. So gibt es z. B. Szenen in der Filmkomödie Bob & Carol & Ted & Alice aus dem Jahr 1968. Weitere Darstellungen gibt es in I Am Curious (Yellow) von 1967 sowie in The Harrad Experiment von 1973 und im Kurzdokumentarfilm Naked Yoga aus dem gleichen Jahr. Ein extrem weit verbreitetes Genre ist zudem Yoga-Porn. Hierbei geht es allerdings nur am Rande um Nackt-Yoga, wenn überhaupt.

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ÜBER DEN AUTOR

Erst über Umwege fand Leon, Betreiber dieses kleinen Yoga-Blogs, zum Yoga: Gesundheitliche Probleme zwangen zu einer Umstellung der Ernährung sowie zu mehr Achtsamkeit mit dem Körper – ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte.