Tapas: Wie Selbstdisziplin die Yoga-Praxis bereichert

Von Leon, Redaktion von YOga Knigge

Der innere Schweinehund ist der Gegner – Tapas bedeutet (übrigens nicht nur im Yoga) in etwa Selbstdisziplin. Abseits von Yoga zudem Askese, also Enthaltsamkeit. 

Klingt zunächst einmal nach Verzicht. Der Benefit ist allerdings beachtlich, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Wer sich beim Yoga mit Tapas beschäftigt, darf auf großes Durchhaltevermögen hoffen. Die Übungen, die dahin führen, lassen sich trainieren – dranbleiben lohnt sich also.

Tapas kann ein Teil von Yoga sein.
Tapas bedeutet keineswegs, Yoga bis zum Sonnenuntergang zu machen. Auch das Finden des Mittelweges, des richtigen Maßes gehört dazu.

Tapas und Yoga: Eine Frage der Selbstdisziplin

In der Yoga-Philosophie gibt es gleich eine Vielzahl von Konzepten, die sich mit dem Einklang von Körper, Geist und Seele beschäftigen. Kein Wunder, schließlich ist dieses das zentrale Anliegen von Yogis und Yoginis. Eines dieser Konzepte ist Tapas, eine Sanskrit-Bezeichnung, die man auch mit „geistige Disziplin“ oder „Entsagung“ übersetzen kann.

Bei Tapas geht es darum, die Selbstdisziplin zu wahren und zu stärken. Aus praktischer Perspektive für Yoga-Praktizierende bedeutet dies: länger und ausdauernder Yoga machen – allerdings im richtigen Maße, keinesfalls mehr. Die Findung des Mittelwegs ist ebenfalls ein zentraler Aspekt von Tapas.

„Tapas ist die Erzeugung von Wärme im Körper durch spirituelle Praktiken.“ 

Swami Vivekananda

Was Swami Vivekananda meint, ist die richtige Dosierung, also der bereits erwähnte Mittelweg. Allgemeiner gefasst kann man auch sagen: Ziel ist es, schlechte Gewohnheiten und Verhaltensweisen zu überwinden und positive Veränderungen herbeizuführen. 



Was ist Tapas im Yoga?

Selbstdisziplin

Im Yoga ist Tapas eng mit dem Konzept von Svadhyaya (Selbstreflexion) und Ishvara Pranidhana (Hingabe an das Göttliche) verbunden. Wir werden dabei aufgefordert, uns selbst zu beobachten und uns bewusst dem Göttlichen zuzuwenden.

Dabei kann Tapas in drei Kategorien unterteilt werden:

  1. Tapas im körperlichen Bereich bezieht sich auf Praktiken wie Asanas, Atemübungen und Fasten. Die Praktiken helfen, den Körper zu reinigen und zu stärken, und geben uns die körperliche Ausdauer und Kraft, die wir benötigen, um uns auf unserem spirituellen Weg zu unterstützen.
  2. Mentale Tapas bezieht sich auf die Disziplinierung des Geistes durch Meditation und Konzentration. Hier erweitern wir unser Bewusstsein und lösen uns von ständigen Gedanken und Emotionen, die uns von unserem spirituellen Weg abhalten.
  3. Tapas im spirituellen Sinne bezieht sich auf die Entsagung von Dingen, die uns von unserem spirituellen Weg abhalten. Dies kann bedeuten, dass wir uns von negativen Verhaltensweisen, schlechten Gewohnheiten oder destruktiven Beziehungen trennen. Durch diese Entsagung schaffen wir Raum für positive Veränderungen und ein höheres Bewusstsein.

In der Praxis können alle drei Kategorien von Tapas miteinander verbunden sein und sich gegenseitig verstärken. Indem wir uns körperlich disziplinieren, können wir unseren Geist besser kontrollieren und uns auf spirituelle Praktiken konzentrieren. Indem wir uns spirituell disziplinieren, können wir uns wiederum von negativen Verhaltensweisen und schlechten Gewohnheiten lösen und uns auf einen höheren Bewusstseinszustand ausrichten.



Wie man Tapas in sein Leben integrieren und wirklich nutzen kann

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Tapas in sein Leben zu integrieren. Drei Möglichkeiten:

  • Schaffe eine Routine: Indem man sich eine feste Zeit und einen festen Ort für die Praxis von Yoga, Meditation oder anderen spirituellen Übungen schafft, kann man Tapas in den Alltag integrieren. Eine feste Routine schafft eine Struktur und fördert die Disziplin, die notwendig ist, um Tapas zu praktizieren.
  • Setze Ziele: Tapas kann auch durch das Setzen von Zielen praktiziert werden. Indem man sich herausfordernde Ziele setzt, schafft man eine Gelegenheit, um an der eigenen Disziplin und Hingabe zu arbeiten. Durch das Erreichen von Zielen kann man auch ein Gefühl der Erfüllung und Motivation erfahren.
  • Praktiziere Entsagung: Eine weitere Möglichkeit ist Entsagung. Indem man sich von Gewohnheiten oder Dingen trennt, die einem nicht gut tun oder den spirituellen Weg behindern, schafft man Raum für neue Erfahrungen und Erkenntnisse. Dies kann bedeuten, dass man auf bestimmte Nahrungsmittel oder Aktivitäten verzichtet oder eine digitale Entgiftung durchführt.

Tapas im modernen Yoga

Der Tapas-Grundgedanke ist uralt, in den heutigen Yoga-Studios ist die Philosophie allerdings allgegenwärtig.

  • Durch herausfordernde Asanas: Viele Yogalehrer verwenden körperlich anspruchsvolle Asanas wie Arm-Balancen und Umkehrhaltungen, um ihren Schülern dabei zu helfen, ihre Grenzen zu finden und zu überwinden. 
  • Durch regelmäßige Praxis: Eine regelmäßige Yogapraxis kann auch als eine Form von Tapas betrachtet werden. Indem man sich verpflichtet, jeden Tag zu praktizieren, zeigt man Disziplin und Hingabe an den Yoga-Weg. Durch eine regelmäßige Praxis kann man auch Geduld und Ausdauer entwickeln, um sich in schwierigen Positionen zu üben.
  • Durch Entsagung: In der modernen Yogapraxis kann Entsagung auch ein wichtiger Teil von Tapas sein. Dies kann bedeuten, dass man sich von Dingen trennt, die uns von unserem Yoga-Weg abhalten, wie zum Beispiel übermäßiges Essen, Alkoholkonsum oder ungesunde Beziehungen. Indem man Entsagung praktiziert, schafft man Raum für positive Veränderungen und ein höheres Bewusstsein.

Tapas-Übungen

Tapas ist eine innere Einstellung, eine Philosophie. Konkrete Übungen zum Thema gibt es also nicht. Im Sinne von Niyama, einer Art Verhaltenskonzept, deren dritte Stufe Tapas ist, sind grundsätzlich allerdings sämtliche Übungen hilfreich, die dabei helfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Als Belohnung winkt eine “gesunde” innere Haltung, losgelöst vom eigenen Ego, für ein friedvolles und harmonisches Leben. 

Tapas-ÜbungenErläuterung
Surya Namaskar (Sonnengruß)Der Sonnengruß ist nicht eine einzige Übung, sondern eine Abfolge von zwölf Yoga-Posen, die den Körper aufwärmen und den Geist beruhigen sollen. Der Sonnengruß wird oft am Anfang einer Yoga-Praxis durchgeführt, um Tapas zu aktivieren und Energie im Körper zu erzeugen.
Asanas (Körperhaltungen)Es gibt viele verschiedene Asanas, die im Yoga praktiziert werden können, und jede hat ihre eigenen Vorteile. Einige der Asanas, die besonders hilfreich sind, um Tapas zu entwickeln, sind zum Beispiel der Krieger, der Adler und die Standwaage.
Pranayama (Atemübungen)Pranayama ist eine Reihe von Atemübungen, die uns helfen können, unseren Atem zu regulieren und unsere Energien im Körper auszugleichen. Einige der beliebtesten Pranayama-Übungen sind das Kapalabhati (die Reinigungsatmung) und das Anulom Vilom (die Wechselatmung).
MeditationDie Meditation ist ein wichtiger Bestandteil der Yoga-Praxis und kann uns helfen, unseren Geist zu beruhigen und unser Bewusstsein zu erweitern. Durch die regelmäßige Praxis von Meditation können wir unser Bewusstsein schärfen und unser spirituelles Wachstum fördern.

Die Vorteile für Körper, Geist und Seele

Tapas kann dazu beitragen, dass wir körperlich gesünder werden. Indem wir uns regelmäßig bewegen und körperlich aktiv sind, können wir unseren Körper kräftigen und fit halten. Yoga, Meditation und Atemübungen können auch dazu beitragen, Stress abzubauen und das Immunsystem zu stärken.



Tapas kann uns dabei helfen, unsere geistige Klarheit zu verbessern. Indem wir uns auf unsere spirituelle Praxis konzentrieren und uns von Ablenkungen und unnötigen Ablenkungen fernhalten, können wir unseren Geist schärfen und uns auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist.

Tapas kann uns helfen, unsere Spiritualität, unser spirituelles Wachstum zu fördern. Indem wir uns auf unseren spirituellen Weg konzentrieren und unsere Praxis vertiefen, können wir unser Bewusstsein erweitern und unser Potenzial entfalten. Wir können mehr Verbindung mit unserem inneren Selbst erfahren und uns auf eine höhere Ebene des Bewusstseins begeben.


ÜBER DEN AUTOR

Erst über Umwege fand Leon, Betreiber dieses kleinen Yoga-Blogs, zum Yoga: Gesundheitliche Probleme zwangen zu einer Umstellung der Ernährung sowie zu mehr Achtsamkeit mit dem Körper – ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte.